Mein drittes Shooting für „Tapfere Knirpse“ – Ein Nachmittag mit Emma und Pascal im Vogtland
Im tiefsten Vogtland, genauer in Pausa, noch genauer am Mittelpunkt der Erde, (wie die Pausaer behaupten), aber zumindest am Mittelpunkt des Vogtlandes, treffe ich Familie Siems. Mama Maria und Papa Martin und die beiden Kinder, Pascal 11 Jahre alt und Emma, 9 Jahre alt. Benny, der Familienhund ist natürlich auch mit von der Partie. Wir haben einen wunderschönen Herbsttag bestellt und bekommen, und wir befinden uns an einem wundervollen Fleckchen vogtländischer Erde. Ruhe, Natur, Wald, Wiese, Herbstfarben wohin man schaut… ich verstehe sehr gut, warum hier die Ruhe-Oase der Familie ist. Hier ist man allein, hier riecht es nach Freiheit, hier hört man ausser Natur gar nix. Und ausser uns… denn uns hört man sehr gut. Emma und Pascal haben so richtig viel Spaß, wenn sie m Garten sind. Emma rollt erstmal mit dem Rollstuhl den Hang runter, besucht alle Blumen, jubelt dem Hund zu, der gerade quer durch und rauf und runter springt und sich durchs Gras kullert. Pascal nimmt mich an die Hand, will mir zeigen, was ihm hier alles wichtig ist. Sagen kann er es nicht, er spricht nur sehr wenige Worte. Maria kommt zur Begrüßung mit einer Flasche Sekt und so stoßen wir Großen gemeinsam auf das Shooting an, das innerhalb von 3 Wochen nach der Anfrage bei den Tapferen Knirpsen zustande kam. Und dann bin ich einfach dabei, mittendrin in dieser völlig normalen Familie. Trotz des Genfehlers GPR56 , der beide Kinder zu besonderen Kindern macht und trotz der damit einhergehenden Hirnfehlbildung, der vielen epileptischen Anfälle, der körperlichen und seelischen Anstrengung für die Bezugspersonen… heute und hier ist irgendwie alles so einfach und normal. Alle lachen, scherzen, die Geschwister streiten sich, die Eltern achten aufeinander und mögen sich sichtlich, der Hund frisst Äpfel und Gummibärchen…hier sind alle glücklich, hier fliesst Energie, die Kraft gibt, das ist deutlich zu spüren. Und das steckt an, das macht Lust auf lauschende, beobachtende Fotos, das hilft auch mir, mit den starken körperlichen Einschränkungen der Kinder umzugehen. Emma kann nicht laufen, so sitzt sie also auf der Wiese oder rutscht auf dem Hosenboden den Hang hinunter. Raufzu gibt’s Martin, der sie trägt Oder Pascal, der sie schiebt. Wir gehen zusammen ein Stück spazieren, aufs Feld zum „A-Baum“. Hier weiß jeder Einheimische, wo der große alte Ahornbaum steht und es ist wirklich ein ganz besonders schöner Ort. Mit Aussicht, mit viel Platz zum Toben durchs Gras für den Hund und auch für die Kinder. Sie toben anders, langsamer, vorsichtiger, aber keinesfalls leiser als gesunde Kinder. Ich bin begeistert von der Art wie Maria und Martin die Kinder „loslassen“, sie sich ausprobieren lassen und wenn sie nicht mehr können, gehen sie los und tragen sie zurück. Sie alle geniessen es, fotografiert zu werden und es entstehen fantastische Momentaufnahmen, einer ganz normalen Familie. Zumindest hier, abseits der vielen zu regelnden Dinge, für ein-zwei Stunden stehen sie alle zusammen sorgenfrei nicht nur am sondern auch im Mittelpunkt des Geschehens…und das haben sie sowas von verdient.
Meinen allergrößten Respekt, Maria, vor dem was du leistest. Ich ziehe ebenso meinen Hut vor dir, Martin, du hattest den Mut, diese ganze Familie mit ihrer ganzen, nicht immer schönen Geschichte kennen- und lieben zu lernen und bist bereit, alles dafür zu geben. Und Pascal und Emma, ihr seid eh kleine Helden, tapfere – und gar nicht mehr so kleine- Knirpse. Ihr genießt das Leben, ihr habt Freude, ihr fragt nicht nach dem Warum, ihr akzeptiert euer Schicksal, ihr nehmt an, was ist, und lebt einfach drauf los. Ich danke euch für diesen Nachmittag, der uns wohl alle beseelt und bereichert hat.
Alles Gute für euch vier! Und ganz besonders liebe Grüße an den Opa in Pausa, der hoffentlich bald wieder Gefallen an der Fotografie findet…vielleicht konnte ich ihn ein wenig wachkitzeln ?
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